Vom Ursprung der Zeitmessung

Die Geschichte der Zeitmessung beschreibt den grossen Schritt des Menschen in eine neue Dimension. Diese Entwicklung ist unweigerlich verbunden mit der Entstehung der Uhrzeit-Anzeige, um die Zeit lesbar zu machen. Uhrwerk-Konstruktionen für mechanische Zeitmesser und Grossuhren wurden jedoch erst viel später für den täglichen Gebrauch nutzbar. Das Uhrmacherhandwerk ist über Jahrhunderte von Entwicklungsstufen aus dem Schmiedeberuf heraus entstanden.

Die Zeitmessung ohne Uhr

Die Erdrotation ist verantwortlich, damit die Sonne, von der Erde aus sichtbar, auf – und untergeht. Tag für Tag. Diesen von der Natur aus vorgegebenen Rhythmus bestimmt seither die Entwicklung und das tägliche Tun von Millionen von Organismen und Lebewesen auf diesem Planeten.

Warum wollte aber der Mensch die Zeit messen? War es ein Drang oder eher eine Leidenschaft, sich der Zeit, sowohl tags wie nachts, genau zurechtzufinden?

Vor ungefähr 12000 Jahren ging die letzte grosse (quartäre) Eiszeit „Würm“ zu Ende. Die Natur vermochte sich ob der neuen klimatischen Verhältnisse zu entfalten. Den Eisfeldern folgten Wiesen und die Wälder dehnten sich aus.

Doch der Mensch auf dem europäischen Kontinent hauste immer noch in Höhlen, während in Sumer, zwischen Euphrat und Tigris bereits die ersten Künstler ihre literarischen Werke signierten.

Die grosse klimatische Veränderung der Jungsteinzeit setzte den Menschen in eine neue Umwelt. Eine durch die Jahreszeiten bestimmte Form von wechselnden und wiederkehrenden klimatischen Zuständen, zwang den Menschen zu einer tiefgreifenden Veränderung. In diesem neuen Raum entstand die Zeit. Und der Mensch begann sie zu messen.

In der vorwiegend ackerbauenden Gesellschaft musste der Bauer die Zeit der Saat und die Zeit der Ernte bestimmen. Die kurze Zeitspanne vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung wird von der Sonne bestimmt. Der Mond mit seinen Phasen von abwechselnd 29 und 30 Tagen unterteilt die Zeit in  Monate. Die Umdrehung der Erde lässt uns die vier Jahreszeiten spüren. Durch die Wahrnehmung und die intensive Beobachtung dieser Naturgesetze und Regelmässigkeiten entstanden die ersten Kalender. Die ältesten wurden erst vor etwa 100 Jahren im Gebiet des Sumer entdeckt.

Der Kalender kann rückblickend als das erste Instrument der Zeitmessung bezeichnet werden.

Diese ersten, vor 6000 Jahren von der Sumerern benutzten Kalender teilten die Monate in 30 Tage und das Jahr in 12 Monate ein. Doch der Mondmonat hat eine Schwankungsbreite von bis zu 14 Stunden. Diese Tatsache verunmöglichte einen genauen Kalender zu betreiben, welcher auf Jahre hinaus mit den Jahreszeiten übereinstimmte. Zwölf Mondumlaufzeiten machen kein ganzes Jahr aus, es fehlen 10,875 Tage.

Der über Jahrzehnte gemittelte mittlere Mondmonat (synodische Monat) als Durchschnittswert beträgt derzeit:

29,530589 d (29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten, 2,9 Sekunden)

Die Reformation des Julianischen Kalenders durch Papst Gregor XIII im Jahre 1582 setzte die bis heute noch geltenden Regeln:

Das Jahr des Gregorianischen Kalenders hat zwölf Monate zu dreissig und einunddreissig Tagen, ausser dem Februar, der nur achtundzwanzig hat. Das ergibt 365 Tage. In allen durch vier teilbaren Jahren wird dem Februar einen zusätzliche Tag eingeschoben, so dass ein Schaltjahr 366 Tage zählt. Um die jahreszeitlichen Schwankungen auszugleichen, hat der August einunddreissig statt dreissig Tage, wobei dieser zusätzliche Tag dem Februar genommen wird und – nur alle jene Jahrhundertjahre sind Schaltjahre, die durch vierhundert teilbar sind, die übrigen haben 365 Tage.

Dieser, sozusagen aus der Antike stammende Kalender behält, wie schon erwähnt, auch im beginnenden 21. Jahrhundert noch seine Gültigkeit !

 

Quelle: Die Geschichte der Zeitmessung (G.Baillod/F.Rausser) 1979